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Als Teamarzt bei den Special Olympics

Tom Döbel, Assistenzarzt am Sana Klinikum Borna, fieberte in Berlin mit seinen Schützlingen – und mit Annabelle aus Borna.

„Die Special Olympics verdienen viel mehr Aufmerksamkeit – auch über die Wettkämpfe in Berlin hinaus“, sagt Tom Döbel (im Bild ganz rechts). Der 28-jährige, im Haupterwerb Assistenzarzt im Klinikum Borna, war als deutscher Teamarzt bei den Special Olympics World Games vom 17. bis zum 25. Juni in Berlin eigesetzt. Dort war er zusammen mit drei Kolleg:innen für 413 Sportler:innen und 160 Funktionär:innen verantwortlich.

Kaum Schlaf, aber viel Vertrauen

Döbel – früher als Ruderer selbst Leistungssportler – kam über seine ehemalige Trainerin zu dem Job. „Sie hatte mich voriges Jahr gefragt, ob ich nicht Lust hätte, die deutschen Sportlerinnen und Sportler zu betreuen“. Döbel hatte Lust und war zusammen mit einem weiteren Arzt und zwei Physios vor allem für die Betreuung der Fußballer:innen, der Handballer:innen und der Leichtathlet:innen zuständig – und hatte alle Hände voll zu tun. „Viel Schlaf habe ich nicht bekommen, aber das war es wert. Mir wurde einfach so viel Vertrauen entgegengebracht, dass die Athletinnen und Athleten teilweise sogar an meiner Hotelzimmer klopften, wenn sie Hilfe brauchten“, erzählt Döbel.

Auch als Seelentröster gefragt

Dabei war Döbel weniger als Sportarzt, denn als Allgemeinarzt gefragt. „Natürlich mussten wir ein paarmal auch mit in eine Klinik fahren, etwa um einen Knöchel zu röntgen“, sagt Döbel. Hauptsächlich waren es aber eher Erkältungskrankheiten oder Magen-Darm-Probleme, die zu behandeln waren. Und: Döbel musste ganz oft nur zuhören, etwa wenn Ahtlet:innen vor den Wettkämpfen zu ihm kamen und einfach aufgeregt waren. Dann reichten oft schon ein paar beruhigende und aufmunternde Worte.

»Dabei sein ist alles«

Beeindruckt hat Döbel neben dem allgemeinen Flair einer sportlichen Großveranstaltung der Umgang der Sportler:innen untereinander. Fairness und der vielzitierte Olympische Gedanke wurden bei den Special Olympics groß geschrieben: Es wurde gejubelt und gefeiert, auch mal geweint, wenn ein Spiel verloren gegangen war, es wurde getröstet und weitergefeiert, es wurden weltweite Freundschaften geknüpft. Und das meist unabhängig vom sportlichen Erfolg. »Dabei sein ist alles« war eine der am meisten genutzten Aussagen an den Wettbewerbsstätten im Olympiapark, dem Messegelände und weiteren Orten in und um Berlin.

Faire, ausgeglichene Wettkämpfe auf Augenhöhe

„Da ist schon ein deutlicher Unterschied zum Regel(profi)sport, wo alles eng getaktet ist und sich der Wettkampfvorbereitung und dem Erfolg unterordnet“, sagt Döbel. „In Berlin herrschten eine viel größere Offenheit und vor allem eine viel größere Fairness. Ich habe z. B. beim Fußball niemanden gesehen, der irgendwie versucht, ein Foul oder Zeit zu schinden“. Das liege auch an der sog. Klassifizierung. Denn das Besondere bei den Special Olympics ist, dass die Sportler:innen anhand ihrer individuellen Leistungsfähigkeit in unterschiedliche Leistungsgruppen klassifiziert werden. Daher gibt es nicht nur eine Goldmedaille pro Disziplin oder Sportart. Vielmehr gibt es in jeder Leistungsklasse, also jeder Finalgruppe, einen Sieger. Gibt es z. B. im Hochsprung vier Leistungsklassen je nach Leistungsvermögen, wird es auch vier Hochsprung-Sieger und damit vier Goldmedaillen geben. Das gilt auch für Teamsportarten. Das ermöglicht faire, ausgeglichene Wettkämpfe auf Augenhöhe. Denn: Einige Athlet:innen bewegen sich eher auf Amateursportniveau, andere reichen schon sehr nah an den Profisport heran.

Daumen drücken für Annabelle

Beeindruckt hat Tom Döbel auch Annabelle Tschech-Löffler. Obwohl beide quasi Bornaer sind, haben die beiden sich erst in Berlin kennengelernt. Die 13-jährige – die nur dank einer Ausnahmeregelung starten durfte, eigentlich gilt ein Mindestalter von 16 Jahren – war als Turnerin in Berlin. Und auch wenn Döbel und seine Kolleg:innen nicht für die Turner zuständig waren, stand er am Wettkampftag natürlich in der Halle und fieberte mit Annabelle, die Klassewettkämpfe zeigte und am Barren Bronze in Ihrer Altersklasse holte. Persönlich wünscht Döbel sich, dass die Spiele nicht nur bleibende Eindrücke bei den rund 7.000 Athletinnen und Athleten mit geistiger Behinderung und den etwa 330.000 Zuschauern hinterlassen, sondern auch nachhaltige Impulse für Inklusion im Sport und in der Gesellschaft setzen. Als Arzt dabei wäre er jederzeit wieder.

Stand: 18.07.2023

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