Herzbeschwerden & Herzinfarkt – Vorbeugung, Symptome & Behandlung

Das Herz ist Symbol für das Leben. Es schlägt 100.000 Mal am Tag und pumpt Blut in jede Region des Körpers. Forscher haben heraus­gefunden, dass sich der Herzschlag von Verliebten synchronisiert, wenn sie sich drei Minuten lang in die Augen schauen.

Es bewegt sich viel in der Herzmedizin in Borna. Die Ärztinnen und Ärzte ver­folgen mit gleich mehreren Ansätzen das ambitionierte Ziel, die Infarktsterb­lichkeit zu senken, die in Ostdeutschland noch immer etwas höher liegt als die in den west­lichen Bundesländern. Mit der bereits etablierten Chest Pain Unit (Brustschmerz­einheit) werden Menschen mit Herzbeschwerden ermutigt, sich frühzeitig unter­suchen zu lassen. Eine seit Jahren gewachsene starke Vernetzung mit den ambu­lanten Praxen und den Kliniken in der Region sichert eine flächen­deckende Akutversorgung über den Landkreis hinaus und zukünftig soll mit dem Aufbau einer Herzinsuffizienzambulanz die Gesamtbehandlung von Patienten mit einer Herzschwäche aus einer Hand koordiniert werden. 

Chest Pain Unit & Herzinsuffizienzambulanz

Die richtige Therapie zur richtigen Zeit

„Wir hören häufig von unseren Patientinnen und Patienten, dass sie nicht wegen jedem Zipperlein zum Arzt gehen wollen“, sagt Dr. Uwe Halfwassen, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin und Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie. „Mit der Brustschmerzeinheit möchten wir die Menschen ermuntern, zu uns zu kommen. Gerade für Ältere und Menschen mit erhöhtem Infarktrisiko ist es wichtig, Beschwerden frühzeitig abklären zu lassen.“ Tatsächlich kündigt sich ungefähr die Hälfte aller Herzinfarkte an. Die Betroffenen spüren zum Beispiel eine Brustenge, Luftnot, in den Arm ausstrahlende Schmerzen oder ein Brennen hinter dem Brustbein. Diese Beschwerden haben eine Intensität, bei der viele Betroffene nicht gleich den Notarzt rufen, aber auch nicht bis zum nächsten Facharzttermin warten möchten. „Genau diesen Menschen können wir in unserer Brustschmerzeinheit helfen“, sagt Dr. Halfwassen. „Wer unter Herzbeschwerden leidet, kann sich bei uns jederzeit von einem Kardiologen untersuchen lassen. In den aller­meisten Fällen kann dann schon Ent­warnung gegeben werden. Aber wenn etwas ist, dann können wir sofort mit der richtigen Therapie beginnen.“ Herzstück der Brust­schmerz­einheit ist das Herzkatheterlabor. Dort können die Herzkranzgefäße – also die Blutgefäße, die den Herzmuskel mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen – auf Verengungen untersucht und gegebenenfalls alle thera­peutisch notwendigen Maßnahmen unver­züglich eingeleitet werden. Noch in diesem Jahr strebt die Klinik eine Zerti­fizierung der Brust­schmerzeinheit durch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung an. Die Voraus­setzungen dafür, wie eine ent­sprechende medizintechnische Ausstattung und ausreichend qualifiziertes und erfahrenes Personal, sind bereits jetzt erfüllt.

Die rechtzeitige Behandlung von Herzbeschwerden bringt langfrisitig mehr Lebensqualität

Koordinierte Betreuung für Menschen mit Herzschwäche

Neben der rechtzeitigen Akutversorgung ist es ein weiteres Anliegen der Klinik, die stationäre und ambulante Versorgung von Menschen mit einer Herzschwäche, der sogenannten Herz­insuffizienz, aus einer Hand zu steuern. Dafür plant die Klinik für Innere Medizin den Aufbau einer Herzinsuffizienzambulanz. Dabei kommt den Bornaer Ärztinnen und Ärzten die schon etablierte Zusammenarbeit mit den Kliniken und ambulanten Praxen in der Region zugute. „Mit unserer Herzkatheterbereitschaft sind wir bereits jetzt für unsere Kolleginnen und Kollegen rund um die Uhr ansprechbar“, sagt Dr. Uwe Müller, stellvertretender Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie. „Ein ähnliches Netzwerk wollen wir auch für die Behandlung der Herzinsuffizienz etablieren und unseren Patienten mit der Herz­insuffizienzambulanz eine spezialisierte und langfristige medizinische Betreuung aus einer Hand anbieten.“

Gute Aussichten für schwache Herzen

Bei einem Herzinfarkt zählt jede Minute. „Wird ein verschlossenes Herzkranzgefäß innerhalb einer Stunde wieder eröffnet, hat der Patient gute Chancen, dass keine Narbe am Herzmuskel zurückbleibt“, erklärt Dr. Halfwassen. „Das ist optimal.“ Narben am Herzmuskel entstehen, wenn die Blutversorgung über längere Zeit unterbrochen bleibt, die Herzmuskelzellen nicht mehr versorgt werden und absterben. Die Folge ist eine dauerhafte Verringerung der Pumpleistung des Herzens. Man spricht von einer Herzschwäche, medizinisch der Herzinsuffizienz. Die Patienten sind weniger belastbar, leiden unter Atemnot und Wasseransammlungen in den Beinen. Das bedeutet, neben der Schwere eines Infarktes ent­scheidet also der Zeitpunkt des Therapiebeginns wesentlich über das Überleben und die möglichen Folgen. Aber auch wenn eine Herzschwäche zurückbleibt, kann thera­peutisch viel getan werden.

Starke Schmerzen im Brustkorb, Luftnot, fahle Gesichtsfarbe, kalter Schweiß: Ein Herzinfarkt ist ein lebensbedrohendes Geschehen.

Ein Herzinfarkt ist ein akuter Verschluss eines Herzkranzgefäßes. In der Folge kommt es zu einer Unterbrechung des Blutflusses und die Herzmuskulatur wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. „Wird der Blutfluss nicht innerhalb kürzester Zeit wiederhergestellt, sterben die Herzmuskelzellen ab. Das kann im schlimmsten Fall zum Tod führen“, erklärt Dr. Uwe Müller, Kardiologe und stellvertretender Chefarzt der Klinik für Innere Medizin.

Die Deutsche Herzstiftung informiert auf ihrer Website ausführlich über die Anzeichen bei einem Herzinfarkt.

Annette Krusche, Physiotherapeutin, Dr. med. Uwe Halfwassen, Oberarzt der Klinik für Innere Medizin und Dr. Uwe Müller, stellv. Chefarzt der Klinik für Innere Medizin im gemeinsamen Austausch

Die Behandlung bezieht sich auf die gesamte Herz-Kreislauf-Situation des Patienten

„Es geht nicht nur darum, dass das Herz nicht mehr richtig pumpt“, sagt Dr. Halfwassen. „Eine moderne Therapie verbessert die kardio­vas­kuläre Gesamtsituation, immer mit dem Ziel, – einfach gesprochen – dem Herzen das Pumpen zu erleich­tern.“ Im Zentrum der Behandlung steht zunächst eine präzise aufeinander abgestimmte medikamentöse Behandlung. „In den vergangenen Jahren gab es hier große Fortschritte. Die Therapie ist sehr viel ausgefeilter und nachweislich effektiver geworden“, ergänzt Dr. Halfwassen. „Und wenn die medikamentöse Behandlung noch nicht ausreichend sein sollte, gibt es noch den Weg der Device­therapie, das heißt der Unterstützung durch implantierbare Geräte.“


3 Fragen an unsere Herz-Experten:

Was ist eine Devicetherapie?

Dr. Uwe Halfwassen: Devicetherapie bedeutet, dass Geräte implantiert werden, die die Herztätigkeit auf verschiedene Weise unterstützen: Zum einen gibt es die Herzschrittmacher. Sie werden eingesetzt, wenn das Herz zu langsam schlägt. Man spricht von einer Bradykardie. Dann gibt es die sogenannten Defibrillatoren. Ein Defibrillator ist zunächst immer auch ein Schrittmacher, der das Herz stimuliert, wenn es zu langsam ist. Er hat aber zusätzlich eine Schockfunktion und greift im Notfall ein, wenn ein Patient eine schnelle Herzrhythmusstörung erleidet. Wir wissen, dass Patienten, die einen Herzinfarkt überlebt haben, dazu neigen. Ein Defibrillator ist also eine Art Lebensversicherung. Darüber hinaus gibt es weiterführende Geräte, das sind die Resyn­chronisationsgeräte. Sie werden eingesetzt, wenn der Ablauf des Pumpens gestört ist, das Herz also nicht mehr ökonomisch arbeiten kann. Das sehen wir bei Patienten mit einer Herzschwäche, der sogenannten Herzinsuffizienz. Die Resynchronisationsgeräte opti­mieren die Herzarbeit, so dass sich alle Areale des Herzmuskels bei einer Kontraktion wieder gleich­mäßig zusammenziehen. Sie sind momentan die aufwendigsten der implantierbaren Geräte. Denn sie unterstützen eine zu langsame Herztätigkeit, können bei einer schnellen Herzrhythmusstörung schocken und optimieren die Pumpfunktion des Herzens.

Ich habe gelesen, dass Herzinfarkte bei Frauen häufig nicht erkannt werden. Woran liegt das?

Dr. Uwe Müller: Frauen bekommen tatsächlich oft sehr spät eine adäquate Behandlung. Das liegt daran, dass sich die Beschwerden häufig anders äußern als bei Männern. Männer zeigen meist die klassischen Symptome eines Herzinfarktes wie einen heftigen Schmerz im Brustbereich, der in den linken Arm ausstrahlt. Frauen dagegen klagen eher über unspezifische Beschwerden. Sie spüren zum Beispiel ein Unwohlsein, Übelkeit, Schwindel, manchmal Ober­bauch­beschwerden. Es besteht dann die Gefahr, die Situation zu unterschätzen. Wir erleben häufig, dass die Betroffenen zunächst die Kinder anrufen statt den Notarzt. Deshalb meine eindringliche Bitte: Wenn Sie bei sich oder einer Angehörigen solche Beschwerden bemerken, lassen Sie sie in einer Chest Pain Unit (Brustschmerz­einheit) abklären. Wenn die Betroffene weitere Risiko­faktoren aufweist, wie hohes Alter, einen Diabetes, einen bekannten Bluthochdruck oder Herzkrankheiten in der Familie, sollte auf jeden Fall der Notarzt gerufen werden. Das gilt auch dann, wenn sich die Beschwerden nach fünf bis zehn Minuten nicht bessern.

Alkohol und Herzinfarkt

Ein bis zwei Gläser Wein täglich sollen das Herzinfarktrisiko senken. Besonders dem Rotwein werden gefäßschützende Eigenschaften zugesprochen. Wissenschaftlich bewiesen ist das noch nicht. Sicher ist, dass ein Zuviel an Alkohol das Risiko (nicht nur) für einen Herzinfarkt erhöht.

Ich hatte im vergangenen Jahr einen Herzinfarkt. Jetzt will ich mit Sport beginnen. Worauf muss ich achten?

Physiotherapeutin Annette Krusche: Was Sie vorhaben, ist gut. Regelmäßige Bewegung senkt das Risiko für einen erneuten Herzinfarkt und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wichtig ist, dass Sie den Einstieg in Ihr Sportprogramm mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin absprechen, dass Sie keine Beschwerden haben und Ihr Zustand stabil ist. Wählen Sie eine Sportart, die Ihnen Freude bereitet. Gut ge­eignet sind Ausdauersportarten wie zum Beispiel leichtes Joggen, Walken oder Radfahren. Bitte nehmen Sie sich Zeit für einen langsamen Trainingsaufbau. Eine sehr gute Möglichkeit, mit dem Sport zu beginnen, sind Herzsportgruppen. In der Gruppe fällt es vielen leichter, ein regelmäßiges Programm langfristig durchzuhalten, und es ist immer ein Arzt in der Nähe.

Bei Akutsymptomen 112 rufen

Ein Herzinfarkt ist ein plötzliches Geschehen: Die Betroffenen klagen über einen heftigen Schmerz im Brustbereich, der typischerweise in den linken Arm ausstrahlt, manchmal auch in den Rücken oder Bauch. Die Betroffenen wirken nervös und ängstlich, haben eine graue Gesichtsfarbe und kalte, feuchte Hände. Manche klagen über Übelkeit. Die Symptome können aber in Abhängigkeit von Alter, Begleiterkrankungen oder Geschlecht variieren. So kann beispielsweise bei älteren Patienten oder Diabetikern der heftige Brustschmerz als Leitsymptom fehlen.

Ersthelfer sollten unverzüglich die 112 rufen, den Betroffenen ansprechen, gegebenenfalls an den Schultern rütteln und, wenn der Betroffene keine Lebenszeichen zeigt, mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen.


Ein Herzinfarkt … wie aus dem Nichts

Maria-Clara Schmidt* fühlte sich gesund. Doch während einer Kreuzfahrt vor zwölf Jahren erlitt sie einen Herzinfarkt. Zum Glück wurde sie fachkundig behandelt. Bis heute hält sich die 82-Jährige in der Herzsportgruppe im Sana Klinikum Borna fit.

*Name von der Redaktion aus datenschutzrechtlichen Gründen geändert

Maria-Clara Schmidt schaut auf ein bewegtes Berufsleben als Sachgebietsleiterin im Landratsamt zurück. Mit dem Thema Herzgesundheit befasste sie sich nicht bewusst. Sie ging zu den regelmäßigen Check-ups bei ihrer Hausärztin. „Nie zeigte sich etwas Auffälliges. Ich fühlte mich fit“, erzählt sie. Bis zu jenem Weckruf im Urlaub vor zwölf Jahren.

Notfall auf hoher See

An Bord eines Kreuzfahrtschiffes zog plötzlich ein stechender Schmerz durch ihre Brust. Ihr war übel, sie musste erbrechen und bemerkte einen hohen Blutdruck. „Ich glaube, mit mir stimmt etwas nicht“, sagte sie zu ihrem Partner. Der realisierte den Ernst der Lage sofort und brachte sie zur Krankenstation des Ozeanriesen. Drei Stunden wurde sie medizinisch überwacht. Über Nacht durfte sie in ihre Kabine. Doch dem Schiffsarzt ließ die Symptomatik keine Ruhe. Er vermutete einen Herzinfarkt und nahm Blut ab. Am Abend legte das Schiff in Reykjavik an und die damals 70-Jährige konnte am nächsten Morgen in eine Klinik verlegt werden. Der Anfangsverdacht „Herzinfarkt“ bestätigte sich. Ursache: eine Verengung der Herzkranzgefäße durch Kalkablagerungen. Um die verengten Koronararterien wieder durchlässig zu machen, wurden sie mit einem Ballon aufgedehnt. Eine Woche nach der medizinisch Ballondilatation oder PTCA genannten Erstmaßnahme flog Maria-Clara Schmidt zurück nach Deutschland. Vom Flughafen ging es mit dem Rettungswagen direkt ins Herzzentrum nach Leipzig. Dort wurde später auch der erste Stent gesetzt. Weiteren fünf Stents wurden Frau Schmidt anschließend im Sana Klinikum in Borna von Dr. Uwe Müller und seinem Team eingesetzt.

Risikofaktoren für einen Herzinfarkt

Ein Herzinfarkt kommt oft nur scheinbar aus heiterem Himmel. Dem akuten Verschluss geht häufig eine allmähliche Verengung der Herzkranzgefäße voraus. Dafür sind das Alter und eine erbliche Belastung zwar wichtige Risikofaktoren. Das Infarktrisiko lässt sich aber auch unabhängig davon über einen gesunden Lebensstil wesentlich senken: Dazu gehören ein aktiver Lebensstil, Ausdauersport, cholesterinarme Ernährung, der Verzicht auf Zigaretten und ein guter Umgang mit Stress.

Bei Frauen treten andere Herzinfarktzeichen auf als bei Männern

„Ich bin dem Schiffsarzt sehr dankbar, dass er so gründlich war“, sagt Maria-Clara Schmidt. Sie galt nicht als Risikopatientin, lebte gesund. Wie bei vielen Frauen machte sich der Herzinfarkt bei ihr nicht durch die typischen Beschwerden bemerkbar. Während Männer den Infarktschmerz als großen Druck beschreiben, „als ob ein LKW auf der Brust stünde“, haben weibliche Patienten meist andere Symptome. Sie fühlen sich schwach, ihnen wird übel oder sie bekommen schwer Luft. Schmerzen im Rücken oder im Oberbauch, auch Zahnschmerzen deuten Laien selten als Infarktanzeichen. Deshalb dauert es bei ersten Beschwerden von Frauen länger als bei Männern, bevor sie in der Notaufnahme ankommen. „Ich hatte also wirklich Glück“, resümiert die 82-Jährige.

Frische unverarbeitete Lebensmittel und ein reduzierter Fleischkonsum beugen einem Herzinfarkt vor

Ein gesunder Lebensstil hilft, erneute Infarkte zu vermeiden

Durch die großen Fortschritte in der Therapie überleben heute viele Menschen einen Herzinfarkt fast ohne bleibende Schäden und können die Klinik nach wenigen Tagen verlassen. Nach der Akutbehandlung erklären die Ärzte, warum welche Medikamente für die Genesung wichtig sind. Gerinnungshemmer verhindern, dass sich der Stent wieder verschließt. Blutdruck- und Cholesterinsenker verringern das Risiko für einen erneuten Infarkt entscheidend. Auch ein häufig erst durch den Herzinfarkt entdeckter Diabetes muss eventuell medikamentös behandelt werden.

„Leider verdrängen viele Patienten das Geschehene“, bedauert Dr. Uwe Müller. So bleiben Auslöser und ungesunde Angewohnheiten oft bestehen. Eine der größten Gefahren für das Herz ist das Rauchen. „Ohne Nikotinabhängigkeit hätten wir sehr viele Patientinnen und Patienten weniger“, ist Dr. Müller überzeugt. Wer körperlich aktiv ist und Übergewicht abbaut, kann die Medikamente später teilweise reduzieren. Empfohlen wird auch eine herzgesunde Ernährung: „Wenig Fleisch, dafür reichlich Öle und Nüsse sowie viel Gemüse.“

Regelmäßiger Ausdauersport hält das Herz leistungsfähig

Bewegung statt Schonung

Seit ihrem Herzinfarkt vor zwölf Jahren trainiert Maria-Clara Schmidt einmal wöchentlich mit der Herzsportgruppe im Sana Klinikum Borna. „Für Herzpatienten ist körperliche Aktivität besonders wichtig“, sagt Physiotherapeutin Annette Krusche. „Kommt der Kreislauf regelmäßig in Schwung, stärkt dies das zentrale Organ.“ Die Leiterin der Herzsportgruppe fängt im Vorfeld viele Ängste und Unsicherheiten Betroffener auf. Welche Bewegung ist möglich? Kann dem Herz das Treppensteigen zur Wohnung zugemutet werden? Deshalb findet vor Beginn der Sporttherapie immer ein individuelles Einzelgespräch statt. „Wer einen Herzinfarkt hatte, muss aktuelle ärztliche Befunde und Ergebnisse eines absolvierten Belastungstests (vom Kardiologen) mitbringen. Danach takten wir die Patienten in spezielle Gruppen ein.“ Zudem wird mitgeteilt, welche Sportkleidung sich empfiehlt und was konkret stattfindet. „Wir bewegen uns gemeinsam. Regelmäßig werden auch Puls und Blutdruck kontrolliert“, erklärt die Übungsleiterin. Langweilig wird es nie. Erwärmen, Laufen, Ausdauer schulen, Gymnastik mit Geräten, Spiele und Entspannung. Wenn es das Wetter erlaubt, wird im Freien auf dem Krankenhausgelände gesportelt. Der Gruppenzusammenhalt und der Spaß an der Bewegung motivieren auch Frau Schmidt. „Das Schicksal Herz verbindet“, weiß Annette Krusche.

Langzeitnachbehandlung in Borna

Obwohl Maria-Clara Schmidt nicht raucht, sich gesund ernährt, viel im Garten arbeitet und sich bewegt, schlossen sich an die Erstbehandlungen in Reykjavik und Leipzig einige Folgeeingriffe in der Kardiologie am Sana Klinikum Borna an. 2015 traten erneut Infarktsymptome auf. Mittels Herzkatheter wurde ein zweiter Stent an einer anderen Stelle des Herzens eingesetzt. 2018 funktionierte der neun Jahre alte Erst-Stent nicht mehr richtig und musste per Katheter durch drei neue ersetzt werden. Kardiologe Dr. Uwe Müller macht eine Fettstoffwechselstörung und zu hohen Blutdruck dafür verantwortlich. Für möglich hält er auch eine erbliche Veranlagung.

Wie es zu einem Herzinfarkt kommen kann

„Viele Menschen trifft ein Herzinfarkt im Gefühl völliger Gesundheit“, sagt Dr. Uwe Müller. Der Kardiologe ist stellvertretender Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Sana Klinikum Borna. Ursächlich sind – wie bei Frau Schmidt – meist so genannte Plaques. Diese Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen enthalten häufig Kalk, weshalb Fachleute von Arteriosklerose (Arterienverkalkung) sprechen. „Bei jüngeren Menschen bestehen die Ablagerungen größtenteils aus Fetten“, ergänzt Dr. Müller. Ein zu hoher Cholesterinspiegel kann das Risiko erhöhen, ebenso Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel oder Vorerkrankungen wie Diabetes. Auch das Alter und eine genetische Veranlagung erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass ein Myokardinfarkt, so der Fachbegriff, auftritt.

Sind die betroffenen Blutgefäße noch nicht stark verengt, spüren Patientinnen und Patienten auch bei Belastung nichts. Mit der Zeit entzünden sich jedoch die Gefäßwände, es bilden sich Narben. Äußere Anzeichen der koronaren Herzkrankheit sind nicht zu bemerken. Doch ein Gefäßeinriss löst ein fatales Ereignis aus: Die Blutplättchen verkleben, als müssten sie eine Wunde schließen. Ein Blutgerinnsel entsteht. „Das passiert extrem schnell, innerhalb von Sekunden“, erklärt Dr. Uwe Müller. Das Gefäß verschließt sich und ein Teil des Herzmuskels wird nicht mehr mit Blut und Sauerstoff versorgt. Hält der Zustand zu lange an, beginnt der Muskel abzusterben. Zudem droht lebensgefährliches Kammerflimmern.

Routine-Checks und Reiselust

Ihre niedergelassene Kardiologin und die Herzspezialisten im Bornaer Krankenhaus führen bei Frau Schmidt routinemäßige Untersuchungen durch. Die rüstige Rentnerin fühlt sich in guten Händen. Ihre Reiselust besteht trotz des prägenden Notfalls auf hoher See nach wie vor. „Auch wenn ich mich jetzt etwas länger darauf vorbereiten und ein paar Sachen mehr einpacken muss, genieße ich die regelmäßigen Tapetenwechsel“, lacht sie. Ihre Herzsport-Termine stehen natürlich weiterhin fest im Kalender.


Das Bild zeigt Herrn Dr. med. Uwe Müller, stv. Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Sana Klinikum Borna im Portrait.

Unser Experte zum Thema:

Dr. Uwe Müller
Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie (subspezialisiert als Somnologe)
Telefon 03433 21-1701
uwe.mueller2@sana.de


Einmal pro Woche erfahren die Teilnehmer Freude an Bewegung und Sport. Unter therapeutischer Anleitung von Physiotherapeutin Annette Krusche lernen sie ihre Leistungsgrenzen einzuschätzen und den Alltag nach der Operation besser zu bewältigen.

Interessierte können sich gern anmelden: Telefon: 03433 21-1882 oder per Mail annette.krusche@sana.de

Herzsport – Gewusst wie

Die erste Sporttherapie nach Herzinfarkt wird in der Regel von Reha-Träger oder Krankenkasse verordnet. Meist wird eine Stunde wöchentlich durchgeführt. Folgeverordnungen richten sich nach der erreichten Belastbarkeit. Wer gesundheitliche Stabilität erreicht hat und keinen Anspruch auf eine ärztliche Verordnung mehr hat, kann Mitglied im Gesundheitsverein werden und für 19 Euro monatlich (Stand 12/2021) weiter unter fachlich-therapeutischer Leitung in diversen Gruppen trainieren. Diese Möglichkeit bietet sich auch als vorbeugende Maßnahme an.

Erste Hilfe Herzinfarkt: Richtig Handeln. Leben Retten.

Die Herz-Lungen-Wiederbelebung:

Neben dem Patienten knien, beide Hände übereinander auf den Brustkorb legen, mit durchgestreckten Armen 100–120 kräftige Druckstöße pro Minute, nach 30 Stößen 2 Atemspenden Mund zu Mund oder Mund zu Nase. Unerfahrene Ersthelfer konzentrieren sich nur auf die Herzdruckmassage.

Herzinfarkt vs. Herzmuskelentzündung vs. Herzschwäche

Ein stummer Herzinfarkt ist genauso gefährlich wie der klassische Infarkt. Ein sogenannter stiller oder stummer Herzinfarkt ist schwer zu erkennen – dabei ist er sehr häufig: Etwa 45 % aller Herzinfarkte verlaufen ohne eindeutige Symptome.
Was ist ein Herzinfarkt?

Der Herzinfarkt (Myokardinfarkt) ist die Folge einer akuten Durchblutungsstörung und wird umgangssprachlich auch als Herzschlag, Herzanfall oder Herzattacke bezeichnet. Hierbei verstopft ein Herzkranzgefäß plötzlich. In der Folge stirbt ein Teil des Herzmuskels ab. Ein Herzinfarkt, der mit zunehmendem Alter immer häufiger auftritt, ist stets ein akutes und lebensbedrohliches Ereignis, somit ein medizinischer Notfall. Daher sollte bei möglichen Symptomen immer der Notruf (112) gewählt werden. Denn nur eine umgehende Therapie kann den Schaden am Herzen begrenzen und Leben retten.

Bei den meisten Menschen verläuft eine Myokarditis ganz ohne sichtbare Symptome.
Wann handelt es sich um eine Herzmuskelentzündung?

Entzündungen des Herzmuskels können durch Virusinfekte ähnlich einer Grippe ausgelöst werden und zu einer Herzschwäche führen. Eine Herzmuskelentzündung nennt man medizinisch auch Myokarditis. Neben dem Herzen sind oft  auch noch andere Organe des menschlichen Körpers von Entzündungen betroffen. Patienten mit Herzmuskelentzündung haben gute Heilungschancen. Eine Herzmuskelentzündung heilt  in mehr als 80 Prozent der Fälle aus, ohne bleibende Schäden zu hinterlassen.

Um sein Herz zu stärken, braucht es regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung – 10.000 Schritte täglich und eine ausgewogene Ernährung mit frischem Obst, Gemüse und Fisch.
Wann spricht man von Herzschwäche?

Die Herzschwäche ist an sich kein eigenständiges Krankheitsbild sondern immer die Folge einer anderen schweren Erkrankung wie z. b. Der Koronaren Herzkrankheit (KHK) oder eines langfristig zu hohen Blutdrucks. Unter einer Herzinsuffizienz – umgangssprachlich auch Herzschwäche – verstehen Mediziner die Unfähigkeit des Herzens, den Körper in ausreichendem Maße mit Blut und Sauerstoff zu versorgen. Typisch sind Luftnot unter körperlicher Belastung und Wasseransammlungen in den Beinen. Dafür gibt es zwei Gründe: Entweder ist der Herzmuskel zu schwach oder die Herzkammern beginnen zu versteifen und können sich so nicht mehr richtig mit Blut füllen. In beiden Fällen sinkt die Förderleistung der Herzpumpe. Die Folge: eine verminderte körperliche aber auch geistige Fitness. Die Herzschwäche oder Herzinsuffizienz ist eine der häufigsten Ursachen für eine Krankenhausaufnahme in Deutschland.

Stand: 03.11.2022

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