Leben mit Diabetes: Der Weg zur Diagnose und Tipps für den Alltag

Max M.* hat gerade eine Angina überstanden, als er mit der Diagnose Diabetes Typ 1 konfrontiert wird. Überrascht ist der 19-Jährige nicht. „Ich hatte in nicht mal drei Wochen acht Kilo verloren, keinen Appetit, dafür ständig Durst und einen trockenen Mund. Ich habe vier bis fünf Liter am Tag getrunken“, erzählt er.

Diabetes mellitus ist der Sammelbegriff für vielfältige Störungen des menschlichen Stoffwechsels, deren Hauptmerkmal die chronische Hyperglykämie (Überzuckerung) ist. Daher spricht man auch von der „Zuckerkrankheit“. Doch nicht immer ist bei einem Diabetes nur der Kohlenhydratstoffwechsel gestört. Immer wieder lässt sich nachweisen, dass auch Fett- und Eiweißstoffwechsel aus der Balance geraten sind.

Die Diagnose: Diabetes Typ 1 – Ein Schock für Max M.

Max M.* hat gerade eine Angina überstanden, als er mit der Diagnose Diabetes Typ 1 konfrontiert wird. Überrascht ist der 19-Jährige nicht. „Ich hatte in nicht mal drei Wochen acht Kilo verloren, keinen Appetit, dafür ständig Durst und einen trockenen Mund. Ich habe vier bis fünf Liter am Tag getrunken“, erzählt er. Bei Google fand er für all die Symptome nur eine Erklärung – Diabetes.

Als Max M. zu seinem Hausarzt geht, bemerkt der sofort den typischen Aceton-Geruch und greift zum Blutzuckermessgerät. Das zeigt Werte bis 25 Millimol pro Liter (mmol/l) an. Bei Max M. reicht das nicht. Der Arzt schickt ihn mit Verdacht auf Diabetes sofort ins Sana Klinikum nach Borna. Dort ergibt die Messung 39 mmol/l. Normal wäre ein Wert von unter 5,6. Ein Antikörperbluttest bestätigt die Diagnose Diabetes Typ 1.

Praktische Fertigkeiten: Von Blutzuckermessen bis zur Insulininjektion

Langfristige Auswirkungen und Folgeerkrankungen bei Diabetes

Für Max M. ist es trotz Vorahnung „ein Schock“. Zeit zum Verdauen bleibt ihm nicht, die lebenswichtige Therapie muss sofort beginnen. „Ich kam gleich an den Tropf“, berichtet der junge Mann. Die erste Nacht liegt er auf der Überwachungsstation, dann wird er auf die Diabetes-Station verlegt. Drei Tage später beginnt schon die Schulung, die ihn auf den Alltag mit der chronischen Erkrankung vorbereitet. Das Wichtigste: Max M. muss die Krankheit verstehen lernen.

Bei Menschen mit Diabetes Typ 1 produziert der Körper das Hormon Insulin nicht mehr. Insulin regelt den Zuckerhaushalt im Körper. Es sorgt dafür, dass der Nährstoff von den Zellen aufgenommen werden kann. Wenn der Zuckerstoffwechsel nicht funktioniert, steigt der Zuckerspiegel im Blut. Das hat unbehandelt auf Dauer schwerwiegende Folgen. Die kleinen und großen Gefäße im Körper werden geschädigt. Schlaganfall, Herzinfarkt, Amputation, Nierenleiden und Erblindung drohen.

Was ist Diabetes?

Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ist eine häufig vorkommende Stoff­wechsel­erkrankung. Es werden verschiedene Formen unterschieden. Der Typ-1-Diabetes tritt vorwiegend bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf und beruht auf einer autoimmun verursachten Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen. Unter Erwachsenen dominiert der Typ-2-Diabetes, auch Altersdiabetes genannt. Der Typ-2-Diabetes manifestiert sich in der Regel erst jenseits des 40. Lebensjahres, kann aber auch schon bei jüngeren Menschen vorkommen.

Quelle: RKI

Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, können eine Vielzahl von Herausforderungen und Problemen erleben. Hier sind die 10 häufigsten Probleme, denen Diabeteskranke gegenüberstehen können:

  1. Blutzuckerkontrolle: Die Aufrechterhaltung stabiler Blutzuckerwerte erfordert regelmäßige Überwachung und Anpassung der Insulindosis oder anderer Medikamente.
  2. Ernährung: Die Notwendigkeit einer gesunden Ernährung und die Beachtung von Kohlenhydratmengen können als belastend empfunden werden.
  3. Medikamentenmanagement: Die richtige Einnahme von Medikamenten, einschließlich Insulininjektionen oder oralen Antidiabetika, erfordert Präzision und regelmäßige Überwachung.
  4. Lebensstiländerungen: Diabetiker müssen oft ihren Lebensstil anpassen, einschließlich regelmäßiger körperlicher Aktivität und Vermeidung von Risikofaktoren.
  5. Ständige Überwachung: Diabetes erfordert eine konstante Überwachung der Symptome, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
  6. Emotionale Belastung: Die Bewältigung der psychologischen Auswirkungen, wie Angst und Stress, die mit der Krankheit einhergehen können.
  7. Langfristige Komplikationen: Diabetes kann zu schwerwiegenden langfristigen Komplikationen wie Herzkrankheiten, Nierenproblemen und Sehstörungen führen.
  8. Kosten für medizinische Versorgung: Die finanzielle Belastung durch Arztkosten, Medikamente und Diabetesmanagement-Ausrüstung kann erheblich sein.
  9. Soziale Akzeptanz: Einige Menschen mit Diabetes erleben soziale Stigmatisierung oder Unverständnis, was ihre Lebensqualität beeinträchtigen kann.
  10. Risiko von Hypoglykämie: Das Risiko von niedrigem Blutzucker (Hypoglykämie) kann dazu führen, dass Betroffene sich in bestimmten Situationen unsicher fühlen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Erfahrungen von Menschen mit Diabetes individuell unterschiedlich sein können, und die genannten Probleme können je nach Typ und Schweregrad der Erkrankung variieren.

Das Insulin, ein lebensnotwendiges Stoffwechselhormon, das den Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel steuert, spielt bei der Entwicklung eines Diabetes eine entscheidende Rolle. So liegen die Ursachen für eine Diabetes-Erkrankung in unterschiedlichen Störungen der Freisetzung des Insulins aus den sogenannten Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse bis hin zu einem absoluten Insulinmangel.

Auslöser können außerdem graduell sehr unterschiedliche Störungen der Insulinwirkung an wichtigen Organen wie Gehirn, Leber, Muskulatur und Fettgewebe sein.

Allgemeine Informationen zu Diabetes mellitus

Max M. ist einer von rund sechs Millionen Diabetikern in Deutschland. Etwa 900.000 Menschen sind, wie er, Typ-1-Diabetiker. Jedes Jahr kommen 15.000 neu dazu, vor allem Kinder und Jugendliche. Bei Typ 1 handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Warum die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr bereitstellt, ist nicht geklärt. Anders ist es bei Typ-2-Diabetes, früher als Altersdiabetes bekannt. Die chronische Stoffwechselerkrankung ist Folge des Lebensstils. Nach Jahren der Überproduktion ist die Bauchspeicheldrüse irgendwann erschöpft, produziert zu wenig Insulin. Dies kann auch bedingt durch eine Schwangerschaft passieren.

Für alle gilt: „Die Patienten müssen ihre Krankheit zuerst einmal akzeptieren. Dann kann bei uns die intensive Schulung beginnen“, erklärt Diabetesberaterin Susanne Reichenbach. Wenn gewünscht mit Angehörigen. Bei Max M. sind es die Eltern. „Ich wohne noch bei ihnen und hatte die große Sorge, dass ich vor Aufregung etwas vergesse. Der Rückhalt zuhause ist mir ganz wichtig“, betont er.

In der Sana Klinik lernt er Blutzucker messen, Insulin spritzen, den Kohlenhydratgehalt von Lebensmitteln abschätzen, aber auch, wie er in Notfällen – bei Unter- oder Überzuckerung – reagieren muss. Das Wissen wird anhand praktischer Situationen vermittelt. Was ist auf Reisen und bei Autofahrten wichtig? Was muss ich im Restaurant beachten? Wie wirkt sich Sport auf den Blutzucker aus? Für den begeisterten Fußballer Max M. ein wichtiger Aspekt.

Portrait Susanne Reichenbach, Diabetesberaterin DDG

Unsere Diabetes-Expertin

Susanne Reichenbach
Diabetesberaterin DDG
Telefon 03433 21-1708
diabeteszentrum.borna@sana.de

Ein unzureichend kontrollierter Diabetes oder ein längerfristig unentdeckter Diabetes sind mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenfunktionsstörungen, Erblindung und Fußamputationen verbunden. Diese führen zu einer verminderten Lebensqualität und Lebenserwartung bei den Betroffenen sowie zu hohen Kosten für das Gesundheitssystem.

Quelle: RKI

Lebenswichtige Schulung: Vorbereitung auf den Alltag

„Ich habe bislang zwei Mal in der Woche im Verein trainiert und am Wochenende ging es zum Spiel. Das will ich weiter machen“, betont der junge Mann. Er weiß, dass er nun vor dem Sport essen muss, „damit ich nicht unterzuckere“. „Seinen Blutzucker muss er prinzipiell vier Mal am Tag, zudem in besonderen Situationen, zum Beispiel vor und nach dem Sport, messen. Alles, was anstrengt, physisch und psychisch, hat Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel“, erläutert Susanne Reichenbach. Egal, ob Freizeitvergnügen oder die Erkältung im Winter.

Unter- oder Überzuckerung zählen zu den akuten Komplikationen bei Diabetes. „Die Symptome sind sehr unterschiedlich: Schweißausbrüche, Müdigkeit, zittern, Unwohlsein gehören dazu. Viele beschreiben es als ein komisches Gefühl, das Angst macht. Damit muss man umgehen lernen“, weiß Susanne Reichenbach. Typ-1-Diabetiker sollten so frei wie möglich leben. „Insulin setzt ihnen die Grenze, deshalb müssen sie immer einen Schritt im Voraus denken“, beschreibt die Diabetesberaterin die Herausforderung.

Die Notwendigkeit einer gesunden Ernährung und die Beachtung von Kohlenhydratmengen können als belastend empfunden werden.

Für jeden Patienten die optimale Therapie

Die Sana Klinik ist ein nach den Richtlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft zertifiziertes Diabetes-Zentrum. In Borna werden Typ 1- und Typ 2-Diabetiker behandelt, zudem Diabetikerinnen in der Schwangerschaft. Durch die enge Abstimmung zwischen den Fachabteilungen ist für jeden Patienten die optimale Therapie möglich. Davon hat auch Max M. profitiert.

Wieder daheim wird er langfristig von seinem (Haus-)Diabetologen begleitet. Den ersten Termin hat noch Diabetesschwester Susanne Reichenbach für ihn gemacht. Die Betreuung geht nach der Sana Klinik nahtlos weiter. „Der Diabetologe übernimmt auch die technische Beratung“, sagt Susanne Reichenbach. Moderne Technik, wie Sensoren und Insulinpumpen, wird auch Max M. das Leben mit Diabetes erleichtern.

Diabetes im Griff: Bereit für den häuslichen Alltag

Die ersten Wochen hat er inzwischen geschafft: „Der Alltag zuhause läuft besser als am Anfang gedacht“, gesteht Max M. Er sei von den Diabetesschwestern „gut aufgefangen“ worden, „die merken, wenn es einem an die Substanz geht“. Susanne Reichenbach bestätigt: „Wir lassen niemanden mit seinen Sorgen und Nöten allein. Wir holen die Patienten dort ab, wo sie stehen.“

Jetzt heißt es dranbleiben. Max M. hat viel vor. Vor allem will er die im September begonnene Ausbildung zum Bürokaufmann fortsetzen. Den Kollegen wird er vom Diabetes erzählen. „Mein Umfeld muss Bescheid wissen, damit sie mir im Notfall helfen können.“ Seine Freundin, den Trainer und seine Fußballer hat er schon eingeweiht.
Der junge Mann schaut wieder optimistisch in die Zukunft. Er weiß, dass er nicht allein ist. „Bei der Entlassung in Borna habe ich die Telefonnummer der Diabetesberaterinnen bekommen. Ich kann bei Fragen jederzeit anrufen. Das gibt mir Sicherheit bei allem, was jetzt kommt.“

*Der Patient möchte anonym bleiben. Der Name ist der Redaktion bekannt.

Stand: 24.01.2024

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