Wechseljahre: Mit Stärke und Gelassenheit durch die Veränderungen

Die Wechseljahre, medizinisch als Klimakterium bezeichnet, sind eine ganz natürliche Phase im Leben jeder Frau. Sie markieren das Ende der fruchtbaren Lebensjahre und gehen mit hormonellen Veränderungen einher, die den Körper und auch die Psyche auf vielerlei Arten beeinflussen. Für viele Frauen kann diese Zeit körperlich und emotional herausfordernd sein. Doch mit dem richtigen Wissen und einem bewussten Umgang lassen sich die Wechseljahre auch als Chance für eine Neuorientierung und mehr Gelassenheit betrachten.

Wechseljahre – heute kein Tabu mehr

Die Wechseljahre beginnen oft im Alter zwischen 45 und 55 Jahren, manchmal auch früher oder später. In dieser Zeit stellt der Körper die Produktion von Östrogen und Progesteron, den weiblichen Geschlechtshormonen, schrittweise ein. Diese hormonellen Veränderungen führen dazu, dass der Eisprung unregelmäßiger wird und schließlich ganz aufhört. Sobald eine Frau 12 Monate lang keine Menstruation mehr hatte, spricht man von der Menopause. „Allerdings ist das Wort Pause etwas irreführend“, erklärt Susen Schirrmeister, Gynäkologin in der Praxis für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Geithain. „Denn danach kann eine Frau nicht mehr schwanger werden.“

Viele Frauen seien dann zwar froh, Verhütungssorgen und Menstruationsbeschwerden nun vergessen zu können. Dennoch könne der Gedanke, nicht mehr »fruchtbar« zu sein, auch einen Einschnitt bedeuten, mit dem Frauen lernen müssen umzugehen, sagt die Frauenärztin. Zudem fallen die Wechseljahre oft mit anderen einschneidenden Veränderungen im Leben zusammen, wie dem Auszug der Kinder oder beruflichen Neuorientierungen.

Susen Schirrmeister: „Nicht wenige verbinden sie vor allem auch mit dem Älterwerden und auch damit gehen Frauen ja sehr individuell um. Was wir aber zum Glück beobachten, dass es generell für viele Frauen normaler wird, darüber zu sprechen und aus den Veränderungen auch Kraft zu ziehen.“

Wussten Sie schon?

Im Durchschnitt haben Frauen ihre Menopause mit 51 Jahren; einige schon deutlich früher, andere erst später.

Typisch Wechseljahre

Der veränderte Hormonhaushalt der Frauen wirkt sich vor allem auf Knochen, Haut und Schleimhäute sowie dem Gewebe im Bereich der äußeren Geschlechtsorgane (Vulva) aus. Zudem führt ein sinkender Östrogenspiegel vermutlich auch zu Schwankungen in der Wärmeregulation des Körpers. Ob und wie stark Beschwerden auftreten, ist jedoch von Frau zu Frau unterschiedlich.


Zu den typischen Beschwerden der Wechseljahre gehören:

  • Hitzewallungen und Schweißausbrüche: Ein plötzliches Hitzegefühl, das meist im Gesicht und Oberkörper beginnt und von starkem Schwitzen begleitet wird. Diese Hitzewellen können mehrmals täglich auftreten und sind oft besonders nachts störend.
  • Veränderung der Scheidenschleimhaut: Nach und nach werden die Schleimhäute der Scheide trockener. Das macht den Genitalbereich anfälliger für Infektionen und das Risiko für Blasenentzündungen steigt. Manche Frauen haben dadurch auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Auch die Augen und die Haut sind häufig trockener.
  • Schlafstörungen: Viele Frauen leiden in den Wechseljahren unter Ein- und Durchschlafproblemen, was wiederum zu Müdigkeit und Reizbarkeit führen kann.
  • Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen und Antriebslosigkeit sind ebenfalls mögliche Begleiterscheinungen.
  • Gewichtszunahme: Durch die hormonellen Veränderungen verändert sich der Stoffwechsel, was oft zu einer Gewichtszunahme führt, besonders im Bauchbereich.
  • Sexuelle Unlust: Bedingt durch trockene Schleimhäute und die Hormonumstellung kann auch die Libido nachlassen.

Was kann man tun?

Die niedergelassene Frauenärztin, Susen Schirrmeister erklärt: „Frauen, die mit Wechseljahresbeschwerden zu mir kommen, erleben diese sehr unterschiedlich. Wechseljahre sind wie das Meer. Manchmal sind die Wechseljahre spiegelglatt wie ein ruhiges Meer und manchmal wie ein Orkan und schlagen Wellen.“ Wenn die Symptome jedoch zu belastend werden, gibt es verschiedene Möglichkeiten, um Erleichterung zu schaffen und diese Lebensphase bewusster zu durchleben.

Eine Hormonersatztherapie kann helfen, den Östrogen- und Progesteronspiegel auszugleichen und so die Symptome zu lindern. Sie wird häufig bei starken Beschwerden empfohlen, ist jedoch nicht ohne Risiken. HRT kann bei einigen Frauen das Risiko für Thrombosen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebsarten erhöhen, weshalb sie nicht für jede Frau geeignet ist.

Wann ist eine HRT sinnvoll?

Eine Hormonersatztherapie kann bei stark einschränkenden Symptomen wie extremen Hitzewallungen oder Schlafstörungen erwogen werden. Frauen, die frühzeitig in die Wechseljahre kommen (vor dem 40. Lebensjahr), profitieren in der Regel auch von der Behandlung, um das Risiko für Osteoporose und Herzkrankheiten zu senken.

Wann sollte man auf eine HRT verzichten?

Frauen, die ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs, Thrombosen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, sollten auf eine HRT verzichten oder diese nur unter strenger ärztlicher Aufsicht durchführen.

Für Frauen, die keine Hormone einnehmen möchten, gibt es pflanzliche Präparate wie Traubensilberkerze, Rotklee oder Soja-Isoflavone, die den Hormonhaushalt sanft unterstützen können. Auch Mönchspfeffer wird oft zur Linderung hormoneller Beschwerden eingesetzt. Wichtig: Auch bei der Anwendung natürlicher Präparate sollten die Frauen Rücksprache mit ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt halten!

 

Eine ausgewogene Ernährung ist in den Wechseljahren besonders wichtig, um den Körper mit allen nötigen Nährstoffen zu versorgen und den Stoffwechsel zu unterstützen. Lebensmittel, die reich an Kalzium und Vitamin D sind, wie Milchprodukte, grünes Gemüse und Fisch, helfen, das Risiko für Osteoporose zu senken. Eine ballaststoffreiche Ernährung und der Verzicht auf zuckerreiche und fettreiche Lebensmittel können helfen, einer Gewichtszunahme vorzubeugen.

Regelmäßige Bewegung ist nicht nur gut für das Gewicht, sondern auch für die Knochen, das Herz-Kreislauf-System und die Stimmung. Ausdauersportarten wie Joggen, Radfahren oder Schwimmen können die Hitzewallungen mildern, während Krafttraining hilft, Muskelmasse zu erhalten. Auch Yoga und Pilates fördern das Wohlbefinden, verbessern die Beweglichkeit und reduzieren Stress.

Stress verschlimmert oft die Symptome der Wechseljahre. Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder Achtsamkeitstraining können helfen, den Geist zu beruhigen und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.

Ein kleines Wechseljahre-Lexikon

 

Klimakterium:
Wechseljahre, mehrjährige hormonelle Umstellung vor und nach der letzten Regelblutung im Leben

Prämenopause:
Zeit der hormonellen Umstellung vor dem letzten Eisprung

Menopause:
letzte Monatsblutung im Leben

Postmenopause:
die Zeit nach der letzten Regelblutung im Leben

Das sollten Frauen außerdem im Blick behalten…

Fällt mit den Wechseljahren das Östrogen ab, geht auch der natürlich weibliche Gesundheitsschutz zurück. Das hat Auswirkungen auf verschiedene Bereiche, die nun mit besonderer Sorgfalt beachtet werden sollten.

Östrogen schützt das Herz-Kreislauf-System, da es die Gefäße elastisch hält und den Cholesterinspiegel günstig beeinflusst. Mit Absinken des Östrogenspiegels in den Wechseljahren erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Arteriosklerose und Herzinfarkt. Daher ist es in dieser Phase besonders wichtig, auf eine herzgesunde Lebensweise zu achten. Dazu gehören regelmäßige Bewegung, der Verzicht auf Rauchen und Alkohol sowie eine ausgewogene Ernährung, die reich an gesunden Fetten wie Omega-3-Fettsäuren (aus Fisch, Nüssen oder Leinöl) und ballaststoffreichen Lebensmitteln ist, die den Cholesterinspiegel senken können. Frauen sollten hier durchaus auch regelmäßige Gesundheitschecks im Blick behalten, in denen Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker kontrolliert werden.

Das abnehmende Östrogen führt auch zu einem beschleunigten Abbau der Knochendichte, wodurch das Risiko für Osteoporose – also einer erhöhten Brüchigkeit der Knochen – deutlich steigt. Besonders betroffen sind Hüfte, Wirbelsäule und Handgelenke. Um Osteoporose vorzubeugen, ist es wichtig, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen.

  • Kalziumreiche Ernährung: Lebensmittel wie Milchprodukte, grünes Blattgemüse (Brokkoli, Grünkohl), Mandeln und Sesam liefern viel Kalzium, das für die Knochengesundheit unerlässlich ist.
  • Vitamin-D-Aufnahme: Vitamin D fördert die Kalziumaufnahme im Körper. Neben Sonnenlicht sind auch fetter Fisch, Eigelb und angereicherte Lebensmittel gute Quellen.
  • Krafttraining und Bewegung: Sportarten wie Krafttraining, Wandern oder Tanzen fördern den Knochenaufbau und helfen, die Knochendichte zu erhalten.

Mit zunehmendem Alter verändert sich der Körper. Die Muskelmasse geht zurück, dafür vergrößern sich die Fettspeicher und der Körper verbraucht weniger Energie. Obwohl ein leichter Anstieg des Körpergewichts im höheren Alter aus gesundheitlicher Sicht durchaus akzeptabel ist, sollte ein allzu starker Gewichtszuwachs vermieden werden. Frauen in den Wechseljahren wird daher geraten, ihre Ernährung anzupassen. Im Schnitt sinkt der Kalorienbedarf pro Lebensjahrzehnt um etwa 2 bis 5 Prozent. Das bedeutet, dass eine Frau in ihren 50ern etwa 200 bis 400 Kalorien weniger pro Tag benötigt als in ihren 30ern.

Der Lack ist ab? Von wegen!

„Die Wechseljahre bedeuten einen Wendepunkt – keine Frage“, so Susen Schirrmeister. „Sie sind das Ende einer Lebensphase, die oft von Verpflichtungen und Herausforderungen geprägt ist, und bieten gleichzeitig die Chance, sich neu zu orientieren und Prioritäten anders zu setzen.“ Für viele Frauen, die sich bis dahin vorwiegend um Beruf, Kinder, Partnerschaft etc. gekümmert haben, ist es genau der richtige Moment, ihren Lebensstil zu überdenken und eine bewusstere und gesündere Lebensweise anzugehen. Nun ist die Zeit, sich wieder stärker auf sich und seine Bedürfnisse zu konzentrieren. Frei von der Fruchtbarkeit und den hormonellen Zyklen kann diese Zeit als eine Phase der inneren Stärkung und Neuorientierung genutzt werden. Wichtig ist, dass jede Frau ihren eigenen Weg findet und diese Zeit als Chance nutzt, ihren Körper und Geist neu auszubalancieren und gestärkt in die nächste Lebensphase zu starten.


Unsere Expertin für die Wechseljahre

Susen Schirrmeister
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Telefon 03433 21-1401
susen.schirrmeister@sana.de

Ich glaube einfach, dass man in der Menopause in einen anderen Lebensabschnitt übergeht. Ich denke auch, wenn man das positiv nimmt, hat das auch was sehr Befreiendes.

Andrea Sawatzki, deutsche Schauspielerin, Hörbuchsprecherin und Autorin

Stand: 26.09.2024

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