Verbesserung der Lebensqualität für schwerkranke Patient:innen im Leipziger Land

Auf der Palliativstation der Sana Kliniken Leipziger Land in Borna werden schwerstkranke Menschen umsorgt, begleitet und behandelt. Eine Heilung ist für die meisten von ihnen nicht mehr möglich. Erfahren Sie, wie Dr. Matthias Reiche und seine Kolleg:innen ihr Fachwissen und ihre Empathie in der Palliativmedizin einsetzen, um das Leben schwerkranker Patient:innen zu verbessern.

Auf der Palliativstation der Sana Kliniken Leipziger Land in Borna werden schwerstkranke Menschen umsorgt, begleitet und behandelt. Eine Heilung ist für die meisten von ihnen nicht mehr möglich. Das Team der Palliativstation ist mit viel Herzblut und Engagement darum bemüht, die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten ganz individuell zu verbessern, damit diese ihre verbleibende Lebenszeit so gut wie möglich genießen können.

Dr. Matthias Reiche ist Facharzt für Anästhesiologie an den Sana Kliniken in Borna und hat sich insbesondere auf Schmerztherapie und Palliativmedizin spezialisiert. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen betreut er Palliativpatientinnen und -patienten auf Station aber auch ambulant bei ihnen zu Hause.

Palliativmediziner mit Herz

Dr. Matthias Reiche
Facharzt für Anästhesiologie, Zusatzbezeichnung Palliativmedizin, Spezielle Schmerztherapie und Notfallmedizin
Telefon 03433 21-1681
matthias.reiche@sana.de

Was verbirgt sich hinter dem Begriff „Palliativmedizin“?

Palliativmedizin leitet sich vom lateinischen Begriff „palliare“ ab, was so viel bedeutet wie „mit einem Mantel bedecken“. Spricht man von Palliativmedizin oder einer palliativen Behandlung, dann geht es nicht darum, eine schwere, fortschreitende Krankheit zu heilen, sondern vielmehr darum, Beschwerden wie Schmerzen zu lindern, um den betroffenen Menschen Lebensqualität zurückzugeben. Die Palliativmedizin ist sehr interdisziplinär, denn zu unserem Verständnis gehört es auch, der Patientin oder dem Patienten sowie den Familien psychosoziale und spirituelle Unterstützung zu geben und umfassend zu begleiten. Daher arbeiten in unserem Team Ärzte, Pflegekräfte, Psychologen, Sozialarbeiter und andere Fachleute eng zusammen.

Jeder hat Anspruch auf eine Palliativversorgung!

In manchen schweren Fällen einer Krankheit kann medizinisch nichts mehr für eine Heilung getan werden – das Fortschreiten der Krankheit ist nicht mehr aufzuhalten und es ist absehbar, dass die Krankheit zum Tode führt. In diesen Fällen hat jeder Betroffene Anspruch auf Palliativversorgung egal ob stationär, ambulant oder in einem Hospiz. Bei gesetzlich Versicherten werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen. Bei privat Versicherten kommt es auf den jeweiligen Vertragsabschluss an.

Viele Menschen denken bei Palliativmedizin wahrscheinlich vor allem an Sterben und Tod.

Das ist verständlich, denn schließlich geht es um Menschen, die an nicht mehr heilbaren Erkrankungen leiden, wie zum Beispiel eine Krebserkrankung, bei der es keine Therapieoptionen mehr gibt, Nierenleiden, schwere Herz- oder auch neurologische Krankheiten.

Aber das Gute an der Palliativmedizin ist, dass sie dennoch das Leben und die Lebensqualität in den Mittelpunkt stellt, nicht die Krankheit und den Tod. Natürlich haben die Betroffenen viele Ängste; Angst vor Schmerzen, Angst davor zu leiden, nicht mehr selbst über sich bestimmen zu können. In diesen Situationen sind wir Stütze und können wirklich sehr gut helfen. Die Medizin gibt uns so viele Möglichkeiten: Niemand muss leiden, niemand muss Schmerzen aushalten.

Wir versuchen durch unsere Hilfe auch einen bewussten Perspektivwechsel zu geben. Wir schauen darauf, was noch geht, nicht auf das, was nicht mehr geht. Unser Ziel ist, die Patientinnen und Patienten, die bei uns auf der Station sind, so zu stabilisieren und zu behandeln, so dass sie in ihr häusliches Umfeld oder in ein Pflegeheim entlassen werden können.

Was ist denn dann eigentlich der Unterschied zwischen einer Palliativstation und einem Hospiz?

Eine Palliativstation ist Teil eines Krankenhauses und damit stehen bei uns natürlich auch die Diagnostik und Therapie im Mittelpunkt. Aber alles unter der Maßgabe, Beschwerden zu nehmen, Symptome zu lindern und das Leben – auch wenn es nicht mehr ewig währt – lebenswert zu machen. Dabei möchte ich betonen, dass für uns natürlich der individuelle Wille des Betroffenen an oberster Stelle steht. Wir akzeptieren es, wenn der Patient oder die Patientin keine Behandlung mehr wünscht. Wir sind offen für verschiedene Ansätze und begleiten Betroffene auch mit naturheilkundlichen oder homöopathischen Methoden. Insgesamt können wir auf unserer Station elf Patientinnen und Patienten versorgen und auch die Angehörigen sind bei uns jederzeit willkommen. Die meisten Zimmer haben zum Beispiel eine zusätzliche Schlafgelegenheit und feste Besuchszeiten gibt es bei uns nicht, so dass unsere Patientinnen und Patienten jederzeit eine vertraute Person an ihrer Seite haben können.

Im Gegensatz dazu bietet ein Hospiz eine Betreuung für Patienten in den letzten Wochen und Monaten ihres Lebens an. Es ist darauf ausgerichtet, den Patienten bis zum Tod zu begleiten und ihnen eine würdevolle Umgebung für das Lebensende zu bieten. Im Rahmen unserer Palliativstation arbeiten wir aber natürlich auch eng mit den Hospizen der Umgebung zusammen.

Es gibt darüber hinaus aber auch eine ambulante Palliativpflege, wie funktioniert das?

Die meisten Menschen haben den Wunsch, ihre verbleibende Lebenszeit im heimischen Umfeld zu verbringen und gegebenenfalls auch dort zu sterben. Zwar sagt die Statistik was anderes, denn nach wie vor sterben viele Menschen tatsächlich noch in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen, so ist das dank der speziellen ambulanten Palliativbetreuung kein unrealistischer Wunsch. Das heißt dann, dass wir als Palliativteam regelmäßig zu den Patientinnen und Patienten nach Hause fahren und direkt vor Ort Symptome behandeln, mit den Betroffenen ins Gespräch kommen, begleiten. Natürlich können wir auch in Notfällen agieren und da sein. Das Besondere in der ambulanten Palliativpflege ist, dass man nochmal engere Bindungen aufbaut, denn wir erhalten viel tiefere Einblicke in das Umfeld und sind manchmal fast Teil der Familie.

Das sind sicher auch für das Team belastende Erfahrungen. Wie gehen Sie damit um?

Natürlich berühren uns die Schicksale, besonders wenn jüngere Menschen von einer schweren Krankheit gezeichnet sind. Wir fangen uns dann im Team sehr gut auf. Zum einen haben wir jeden Tag ein Teammeeting, in dem wir nicht nur die Patientinnen und Patienten besprechen, sondern wir auch über unsere Empfindungen reden können. Das ist wichtig und hilft meistens. Darüber hinaus gibt es je nach Bedarf auch spezielle Supervisionen und Einzelgespräche mit unseren Psychologen. Dennoch stehen wir auch immer wieder vor Situationen, die wir nur schwer verarbeiten können, Schicksale, die uns mehr berühren als andere – aber das gehört nun mal auch zu unserem Beruf.

Und dennoch schöpfe ich sehr viel Kraft aus meiner Arbeit, denn ich sehe jeden Tag, wie ich den Menschen helfen kann. Zu spüren, wie sich Patienten besser und lebensfroher fühlen, wenn sie zum Beispiel keine Schmerzen mehr haben müssen, ist sehr erfüllend.

Stand: 17.08.2023

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