Schlaganfall – und was dann?

Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis und verändert das Leben von einem Moment auf den anderen. Nach der Akutversorgung sind vor allem Rehamaßnahmen und Unterstützungsangebote durch Selbsthilfegruppen, die großen Einfluss auf den Genesungsprozess haben, gefragt.

Ein Schlaganfall ist ein Ereignis, das das Leben des Betroffenen aber auch der Angehörigen von einem Moment auf den anderen verändern kann. In der akuten Notsituation zählt jede Minute. Denn je schneller die Behandlung einsetzt, umso größer sind die Chancen, dass keine bleibenden Schäden zurückbleiben. Nach der Akutbehandlung sind es dann vor allem die Reha-Maßnahmen und die Unterstützungsmöglichkeiten zur Selbsthilfe, die großen Einfluss auf den Genesungsprozess haben. Jan Geishendorf, Abteilungsleiter des Instituts für Therapeutische Medizin an der Sana Klinik Leipziger Land in Borna, und Corinna Franke von der Diakonie Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe im Landkreis Leipzig erklären, was es damit auf sich hat.

Schlaganfall – A und O ist die Akutversorgung

Zeit ist Hirn: Bei einem Schlaganfall zählt buchstäblich jede Minute. „Die Akutversorgung bei einem Schlaganfall ist sehr klar strukturiert“, erklärt Jan Geishendorf, Abteilungsleiter des Instituts für Therapeutische Medizin an den Sana Kliniken Leipziger Land in Borna. „Allein bei dem Verdacht auf einen Schlaganfall kommen Patientinnen und Patienten direkt auf unsere Stroke Unit – eine spezielle Station, die auf die Diagnostik und Therapie bei Schlaganfall spezialisiert ist.“ Hier werden die Betroffenen von verschiedenen Fachärztinnen und Fachärzten genau untersucht, behandelt und stabilisiert. Zu der umfassenden Anamnese gehört auch, die Patientinnen und Patienten von der therapeutischen Seite anzuschauen. „So können wir beurteilen, unter welchen Ausfallerscheinungen die Betroffenen leiden – wie sehr zum Beispiel ihre Sprache und Bewegungsfähigkeit eingeschränkt sind“, sagt der Sportwissenschaftler. Eine effektive und medizinisch-therapeutisch-pflegerisch verzahnte Akutversorgung legt einen wichtigen Grundstein für den weiteren Genesungsprozess und kann das Ausmaß der Beeinträchtigungen nach einem Schlaganfall erheblich beeinflussen.

Die Akutversorgung bei einem Schlaganfall umfasst in der Regel:

Schnelle Diagnose:
Durch spezielle Untersuchungen wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) kann der Typ und die Ursache des Schlaganfalls festgestellt werden, um die geeignete Behandlung einzuleiten.

Thrombolyse-Therapie:
Bei einem ischämischen Schlaganfall, verursacht durch ein verstopftes Blutgefäß im Gehirn, kann eine Thrombolyse-Therapie durchgeführt werden, um das Blutgerinnsel aufzulösen und den Blutfluss wiederherzustellen.

Mechanische Thrombektomie:
In einigen Fällen kann eine mechanische Thrombektomie erforderlich sein, bei der das Blutgerinnsel mithilfe eines Katheters entfernt wird, um den Blutfluss im Gehirn wiederherzustellen.

Überwachung und Pflege:
Während der akuten Phase werden Betroffene in der Regel eng überwacht und erhalten eine spezialisierte Pflege, um Komplikationen zu vermeiden und eine stabile Vitalfunktion aufrechtzuerhalten.

Rehabilitation ermöglicht Weg zurück in den Alltag

„Je nach Schwere des Schlaganfalls und nach dem Grad der Beeinträchtigungen bleiben die Betroffenen zunächst einige Tage auf der neurologischen Station in unserer Klinik“, erklärt Jan Geishendorf weiter. „Bereits in dieser Zeit betreuen wir die Patientinnen und Patienten therapeutisch und unterstützen ganz individuell bei der ersten Wiedererlangung von Bewegung, Feinmotorik oder Sprache.“ In jedem Fall schließt sich im Anschluss an die Akutbehandlung aber eine Rehabilitation in einer spezialisierten Klinik an. „Hier haben die Betroffenen mit Hilfe verschiedener Therapien mindestens drei Wochen Zeit, wieder auf die Beine zu kommen, denn es ist oft ein anstrengender Weg, Fähigkeiten wie Sprachvermögen, Koordination und Bewegung wieder vollständig zu erlangen“, erklärt der Expterte. Meist ist es aber mit einem Aufenthalt in einer Reha-Klinik allein nicht getan. Viele Schlaganfall-Patient:innen haben auch im Anschluss an eine Reha noch hohen Bedarf an therapeutischer Unterstützung, um ihre Lebensqualität stetig zu verbessern. Der Hausarzt oder der niedergelassene Neurologe kann hier weitere Therapien verschreiben, die oft auch miteinander kombiniert werden.

Zu den zentralen therapeutischen Möglichkeiten zählen:

  • Physiotherapie: Durch gezielte Übungen und Therapien unterstützt die Physiotherapie Betroffene dabei, ihre Beweglichkeit wiederzuerlangen und Kraft aufzubauen.
  • Ergotherapie: Die Ergotherapie konzentriert sich darauf, die Selbstständigkeit im Alltag wiederherzustellen. Dies kann die Wiedererlangung von Feinmotorik, kognitiven Fähigkeiten und die Anpassung des Wohnraums umfassen. Sie unterstützt außerdem dabei, kognitive Funktionen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Problemlösungsfähigkeiten zu verbessern.
  • Logopädie: Bei Beeinträchtigungen der Sprache oder des Schluckens kann eine logopädische Therapie helfen, diese Funktionen zu verbessern.
Spezielle Sportgruppen orientieren sich speziell an den Bedürfnissen von Patient:innen mit neurologischen Erkrankungen wie z. B. Schlaganfall

Reha-Sport: Gemeinsame Trainieren in der Gruppe

Bestehen die Beeinträchtigungen nach einem Schlaganfall länger, gibt es außerdem die Möglichkeit, sich in einer Reha-Sportgruppe anzumelden. „Bei uns in der Sana Klinik in Borna gibt es zwei solcher Sportgruppen, die sich speziell an den Bedürfnissen von Patientinnen und Patienten mit neurologischen Erkrankungen, wie Schlaganfall oder Parkinson, orientieren“, erklärt Jan Geishendorf. „Hier wird vor allem viel Wert auf Übungen gelegt, die die Motorik, Koordination und Balance fördern.“ Für den Reha-Sport kann ebenfalls ein Rezept durch den Hausarzt ausgestellt werden.

In der Selbsthilfegruppe (SHG) wertvolle Unterstützung finden

Auf dem Weg zurück in ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben sind neben den medizinischen und therapeutischen Maßnahmen sowohl für Betroffene als auch für ihre Angehörigen Möglichkeiten zum Austausch wichtig. So können sich individuelle Perspektiven und Ansätze für ein Leben entwickeln, dass sich stark verändert hat und neue Wege im Alltag braucht. Seit September 2023 gibt es in Borna dafür eine Selbsthilfegruppe, in der sich Schlaganfallpatient:innenund deren Angehörige einmal im Monat treffen können. „Die Gruppe lebt davon, dass in einem geschützten Raum Erfahrungen ausgetauscht werden können und man beieinander Unterstützung findet. Darüber hinaus laden wir uns auch regelmäßig Referenten ein, die medizinische oder pflegerelevante Themen vorstellen“, erzählt Corinna Franke von der Diakonie Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe im Landkreis Leipzig.

Möglichkeit, wieder in Gesellschaft zu sein

Die Selbsthilfegruppe bietet außerdem die Möglichkeit, wieder in Gesellschaft zu sein. „Viele Patienten und ihre Familien haben die Erfahrung gemacht, dass sich Freunde zurückziehen, weil sie nicht wissen, wie sie mit den Betroffenen umgehen sollen. Hier in der Gruppe muss sich hingegen niemand schämen oder erklären, wenn das Sprechen noch langsam ist und die Motorik nicht so gut klappt, denn dem Gegenüber geht es ja oft ähnlich. Es hilft zu erleben, dass man mit seinen Problemen nicht allein ist. Das gibt Trost und macht Mut“, berichtet Corinna Franke weiter. Neue Interessenten sind im Übrigen herzlich eingeladen, sich der Gruppe anzuschließen. „Dazu können mich Betroffene, Angehörige oder Interessierte jederzeit kontaktieren.“

Sie sind auf der Suche nach einer SHG?

Kontakt- und Informations-Stelle für Selbsthilfe Landkreis Leipzig
Corinna Franke
E-Mail:corinna.franke@diakonie-leipziger-land.de

Diakonie-Beratungszentrum
Leipziger Straße 79, 04552 Borna
Tel: 03433 274040
Do: 10:00 bis12:00 und 13:00 bis 15:00 Uhr

Kontakt Grimma
Tel: 03437 701622
Di: 09:00 bis 12:00 und 13:00 bis17:00 Uhr
Fr: 10:00 bis 13:00 Uhr

Stand: 26.04.2024

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